Am nächsten Morgen regnete es leider immer noch genauso stark wie am Abend vorher. 100 % Regen stand in meiner Wetter App für den ganzen Tag.
Wir machten uns in Ruhe fertig und gingen zum Frühstück. Das Frühstücksbuffet für beide Tage war für uns ausnahmsweise im Zimmerpreis inklusive. Die Besitzer des Hotels „Zur goldenen Krone“ haben selbst auch vier Kinder (und inzwischen 7 Enkelkinder). Wir haben uns während des Frühstücks gut unterhalten und einiges zur Geschichte des Ortes und des Hotels gehört. So lag der Gasthof früher direkt an der alten Salzstraße nach Venedig. Die Fuhrleute stiegen hier ab, in großen Stallungen wurden die Pferde versorgt. Heute sind es vereinzelt Touristen, die hier absteigen, ansonsten finden regelmäßig Familienfeiern etc. hier statt.
Nach dem reichhaltigen Frühstück zogen wir uns wieder unsere Regenponchos über und liefen durch die Altstadt zum Schloss Ratibor.
Wir bekamen eine kleine Führung, die die wesentlichen geschichtlichen Hintergründe erläuterte und hatten dann Zeit in Ruhe alles noch einmal anzugucken. Für Kinder gibt es ein mehrseitiges Quiz, das sie beim herumgehen ausfüllen können. Unsere Mädchen hatten viel Spaß dabei und freuten sich hinterher über eine kleine Belohnung.
Das Schloss wurde 1535-37 von Markgraf Georg errichtet. 1791 stand Ratibor zum Verkauf und wurde von dem Fabrikanten Johann Philipp Stieber erworben. Der heutige Zustand geht auf dessen Enkel Wilhelm zurück, der 1892 den Ausbau in Auftrag gab. Der Maler Ferdinand Wagner stellte in seinen Gemälden Szenen der antiken Mythologie und Homers Odyssee dar, diese kann man im sogenannten Prunksaal bewundern. Im Speisesaal gibt es sogar ein Schlossgespenst.
Die Mädchen waren auch hier wieder sehr angetan von den Puppenstuben, die die bürgerliche Wohnwelt des letzten Jahrhunderts wiedergeben.
Die Geschichte von Schloss Ratibor ist eng verknüpft mit der neueren Geschichte der Stadt Roth. Durch den Verkauf des Schlosses an den Fabrikanten Stieber begann die Industrialisierung in Roth noch vor 1800. Stieber stellte Leonische Waren her, das sind versilberte und vergoldete Drähte und daraus gefertigte Produkte. Roth wuchs und bald gründeten sich viele kleine Firmen, die auf die leonische Industrie aufbauten und zum Beispiel Christbaumschmuck herstellten.
Wir wollten gerne mehr darüber erfahren und netterweise organisierte die Tourismusinformation eine Sonderführung für uns durch das Fabrikmuseum der Leonischen Industrie.
Eigentlich hat das Museum nur noch Sonntags geöffnet, Gruppen ab 10 Personen können aber jederzeit nach Voranmeldung Gruppenführungen bekommen.
Wir hatten noch ein bisschen Zeit und gingen erstmal etwas zu Mittagessen.
Als wir dann zum Fabrikmuseum liefen regnete es ununterbrochen. Trotzdem warfen wir zumindest einen Blick auf die draußen ausgestellten Sachen. Der historische Schaukeldrahtzug sah interessant aus, näheres erfuhren wir dann drinnen bei unserer Führung.
Der historische Verein Roth hat hier aus verschiedenen Firmen alte Maschinen zusammengetragen und kann damit die Funktionsweise und Vielseitigkeit der Leonischen Industrie hervorragend vorführen. Wir hatten alle noch keinerlei Vorkenntnisse und ich war überrascht, wie toll unser Führer es schaffte, die verschiedenen Bereiche erlebbar und verständlich zu machen. Es war sowohl für die Kinder, als auch für uns Erwachsene spannend und lehrreich. Von der Drahtherstellung, des Drahtziehens und der Weiterverarbeitung, über das Plätten, die Vergolderei oder die Bandweberei. Immer wieder wurden große Maschinen in Gang gesetzt, durften wir Sachen anfassen, wurden Fragen beantwortet und Neues erklärt.
Wir hatten damit gerechnet eine Stunde im Museum zu verbringen, aber am Ende waren es zwei und es war keine langweilige Minute dabei.
Da es leider immer noch nicht trocken war, verzichteten wir auf einen Stadtrundgang durch Roth, auch wenn die Kinder gerne die Stadtrallye gemacht hätten.
Auch den Besuch des Museums „Historischer Eisenhammer Eckersmühlen“ ließen wir auf Grund des Wetters ausfallen.
So verbrachten wir noch einen ruhigen Abend im Hotel und bereiteten uns auf die Weiterreise nach Nürnberg vor.
Auch am nächsten Morgen regnete es, aber inzwischen sind wir es ja gewöhnt die Fahrräder im Nassen zu bepacken. Von Roth ging es durch Wald und Wiesen in Richtung Nürnberg. Schon bald trafen wir auf den Main-Donau-Kanal und folgten diesem dann. Bis Nürnberg war es dadurch schön eben und gut zu fahren.
In Nürnberg verloren wir leider den Radweg und schlugen uns dann so durch die Stadt. Es gibt viele gut ausgeschilderte Radwege in Nürnberg und wir folgten dem in die Altstadt/zum Bahnhof. Meistens geht es neben Straßen entlang, aber immer wieder mussten wir auch auf Straßen fahren. Es war viel los und für Tamina war es ziemlich stressig, vor allem das schnelle Anfahren an Ampeln.
Am Hauptbahnhof besuchten wir die Touristeninformation und bekamen dort Stadtpläne und Informationen, außerdem kostenlose Nürnbergcards, Vielen Dank!
Mit diesen Karten kann man zwei Tage lang mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln im Stadtgebiet fahren und hat außerdem freien Eintritt in alle Museen und Sehenswürdigkeiten. Eine Investition die sich lohnt.
Die Stadt hätte uns sogar Hotelzimmer zum Sonderpreis organisiert, aber da die Wettervorhersage endlich besser aussah und wir doch versuchen so wenig Geld auszugeben wie möglich, fuhren wir noch einmal quer durch die Stadt zum Campingplatz in der Nähe der Messe.
Hier schafften wir es in einer Regenpause unsere Zelte aufzubauen, leider reichte es nicht mehr um das Gepäck trocken zu verstauen. Deshalb mussten wir etwas warten, damit unsere Zelte nicht so nass von Innen wurden.
Gegen 17 Uhr machten wir uns dann auf zur U-Bahn, um uns ein wenig in der Altstadt umzuschauen. Vom Campingplatz bis ins Zentrum dauert es doch fast 40 Minuten, aber Laufen und U-Bahnfahren sind doch eine ganz nette Abwechslung zum auf dem Sattel sitzen.
Wir stiegen an der Lorenzkirche aus und schlenderten dann einfach ein bisschen durch die Gassen.
Hinter dem Hauptmarkt aßen wir ein paar Nürnberger Bratwürstchen und fuhren dann müde zurück zum Campingplatz.
Am 28.7 schien morgens zum Aufwachen wirklich mal die Sonne. Glücklich krabbelten alle aus den Zelten und wir beeilten uns mit dem Frühstück, damit wir möglichst viel in der Stadt machen konnten. Als erstes wollten alle die Kaiserburg besichtigen. Wir stiegen wieder an der Lorenzkirche aus und liefen durch die Altstadt zur Burg hinauf. Schon seit fast 1000 Jahren besteht auf den Felsen eine erste Burganlage, die dann im Laufe der Zeit immer wieder erweitert und umgebaut wurde. Genauso wie fast die gesamte Altstadt, wurde auch hier 1945 fast alles zerstört und hinterher rekonstruiert wieder aufgebaut. Erhalten blieben der Tiefe Brunnen und der Sinnwellturm.
Wir besichtigten fast alles in der Burg, auch die sehenswerte Ausstellung „Kaiser-Reich-Stadt“. Da die Kaiserburg von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen betreut wird, darf man eigentlich nirgends fotografieren. Für die Außenfotos habe ich eine Sondergenehmigung bekommen, um Innenräume fotografieren zu dürfen, muss man einen Antrag stellen, der mindestens zehn Tage Bearbeitungszeit hat. Da wir nie wissen wann wir wo sind und an welchen Stellen wir länger bleiben, müssen wir auch in den anderen Burgen und Schlössern die dazu gehören auf Fotos für den Blog verzichten.
Die Kerzen und Wassershow im Tiefen Brunnen hat allen gut gefallen. Alle halbe Stunde wird hier gezeigt wie tief dieser Brunnen, der angeblich schon im 14.Jahrhundert angelegt wurde, ist. Über 50 m ist er tief, der Sinnwellturm, von dem man eine schöne Rundumsicht hat, ist gerade mal 30 m hoch.
In der Tourismusinformation hatten wir uns morgens schon Tickets für die Führung durch die Felsengänge gesichert. Außerdem ein kleines „Was ist Was“ Büchlein zu Nürnberg, indem die Kinder jetzt während des Mittagessens lasen.
Pünktlich zum Beginn unserer Führung waren wir dann am Treffpunkt am Brauereihaus.
In einer fast zweistündigen Tour wurden wir durch die Nürnberger Unterwelt geführt.
Über vier Etagen erstreckt sich ein weites Netz von Kellern unter der Nürnberger Altstadt.
In einer Verordnung des Stadtrates von 1380 wurde jedem Bierbrauer vorgeschrieben, einen ausreichend großen Keller zu besitzen. Diese in den Sandstein gehauenen Räume haben den Vorteil, dass es dort immer fast gleich bleibende Temperaturen hat. Das bot ideale Bedingungen für das Herstellen und Lagern von Bier.
Im zweiten Weltkrieg wurden die vorhandenen Kellersysteme verbunden und als Bunker ausgebaut.
Die Felsengänge waren eine schöne Abwechslung zu den Museen, die wir in den letzten Tagen besucht haben. Die Führung war sehr gut gemacht und hat allen viel Spaß gemacht.
Anschließend wollten wir noch ins Spielzeugmuseum , aber leider war es schon so spät, dass wir nur noch eine halbe Stunde dort hatten. Um einen kleinen Überblick zu bekommen hat es trotzdem gereicht. Spielsachen aus verschiedenen Zeiten werden ausgestellt, im obersten Stockwerk gibt es auch einen ansprechenden Raum für die Kinder zum spielen.
Eine große Modelleisenbahn wird ebenso gezeigt, wie viele verschiedene Puppenstuben, die die Mädchen damals auf ihr Leben als Hausfrau vorbereiten sollten. Unsere Mädchen hätten jede davon gerne mitgenommen und bewunderten, wie liebevoll und aufwendig diese gestaltet waren.
Nach einem ganzen Tag in der Stadt waren dann alle etwas müde und so bekam noch jeder ein Eis, bevor es wieder zurück zum Campingplatz ging.
Gerne hätten wir unsere Nürnbergcards noch viel mehr ausgenutzt. Es gibt so viele Museen, den Tierpark, das Dürerhaus..
Auch Nürnberg werden wir sicher noch einmal besuchen 🙂